Fußball: Bezirksliga Der Liebe wegen
Vest-Sport, 11.08.2011, Felix zur Nieden
Christopher Ditterle Foto: Lutz von Staegmann / WAZ FotoPool
Herten. Fußball ist sein Spiel, aber für Christopher Ditterle gibt es nur eine Spielzone, in der er sich wohl fühlt. Es ist der Strafraum, Ditterle ist Torwart – aus Leidenschaft. Der 22-Jährige steht beim BezirksligistenDJK Spvgg. Herten zwischen den Pfosten.
Und damit ist er der wohl beste Schlussmann der Liga, denn Ditterle spielte in den letzten Jahren in der NRW-Liga, zeigte Spitzenleistungen und nur einige glückliche Umstände ermöglichten es den Kickern aus dem Katzenbusch, ihn in die Bezirksliga zu lotsen. „Ich bin wirklich froh hier zu sein. Hier kann ich den Spaß am Fußball zurückgewinnen“, sagt der 22-Jährige.
Mit vier Jahren begann er mit dem Fußballspielen, als Sechsjähriger stand er zum ersten Mal zwischen den Pfosten. „Zum Glück war ich damals so lauffaul und wurde ins Tor gestellt, sonst wäre ich vielleicht nie da gelandet.“
Heute ist der 1,88-Meter-Mann ein Modellathlet, zieht im Mannschaftstraining voll mit. „Ich habe schon mit vielen guten Torhütern gespielt, aber Chris ist absoluter Wahnsinn“, freut sich Stürmer Dennis Geimer.
Zuletzt stand er bei NRW-Ligist SSVg. Velbert zwischen den Pfosten. „Ich habe zwei Wochen vor Vorbereitungsbeginn einen Brief bekommen und mit dem Trainingsplan gerechnet. Drin stand aber, dass man mich nur noch in der zweiten Mannschaft einsetzen wollen würde. Es war eine Vorstandsentscheidung, Gründe habe ich nie erfahren. Damit wollte ich mich nicht abfinden“, erklärt Ditterle.
Glück für die Katzenbusch-Kicker. Der gebürtige Herner brauchte schnell einen neuen Verein und vor allem Sicherheit.
Freundin Melissa ist schwanger, erwartet im Februar das erste gemeinsame Kind. DJK-Co-Trainer Dietmar Franke ließ seine Kontakte spielen und besorgte dem gelernten Anlagenmechaniker eine Arbeitsstelle, dafür haut der sich jetzt in der Bezirksliga voll rein.
Und das bekommt auch schon mal Cheftrainer Markus Schmeling höchst selbst zu spüren. Im Trainingsspiel vergab der eine glasklare Tormöglichkeit. „Man, das kann doch nicht wahr sein. Das Tor machen wollen! Nicht so ein Kindergartenmist hier“, brüllte Ditterle seinen Chef an.
Wenn er den Mund aufmacht, ist Ruhe. Er motiviert seine Mitspieler und gibt ihnen Sicherheit.
Dass Ditterle eigentlich ein paar Ligen höher seine Handschuhe mit dem Flock seines Spitznamens „Fisch“ tragen könnte – geschenkt. „Ich habe auch in meiner Zeit beim DSC Wanne-Eickel mal einen Karriereknick erlitten, jetzt wieder. Ich möchte erstmal nur wieder Spaß haben und den habe ich hier. Die Jungs sind alle super und haben mich toll aufgenommen. Beim
ersten Training war ich in Eile und habe mein Handtuch vergessen. Sebastian Uehlemann hat mir sofort eines von seinen gegeben. Mit Fuzzi Berndt verstehe ich mich auch bestens. Hier ist das ein richtiges Team“, lobt der Torhüter.
Allein sein Ehrgeiz könnte der DJK Spvgg. einen Strich durch die Rechnung machen. „Im Moment interessiert mich die Spielklasse nicht, aber natürlich will ich auch in der Bezirksliga erfolgreich sein. Mal sehen was wir hier erreichen können“, sagt der Schlussmann, der vorerst nur einen Vertrag für ein Jahr im Katzenbusch hat.
Es ist ihm auch egal, denn er will ja nur Fußball spielen – es ist sein Spiel.
Qelle: Vest-Sport, 11.08.2011, Felix zur Nieden
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